Falsche Schonung – Kinderrücken in Gefahr
Eine Deutsche DIN-Norm soll den Rücken von Kindern schonen, indem das Gewicht des Schulranzens auf maximal 10 Prozent des Körpergewichts beschränkt wird. Diese „Schonung“ schadet dem Rücken unserer Schulkinder mehr, als sie ihnen nützt, wie eine Studie der Universität des Saarlandes im Jahr 2008 herausgefunden hat.
Betrachtet man dieses Phänomen einmal genauer, wird ganz schnell klar, dass das Verhalten des sich „falschen Schonens“ bereits ab der frühen Kindheit greift. Mussten unsere Eltern und Großeltern noch bepackt mit schweren Ledertaschen einige hundert Meter oder sogar Kilometer auf dem Weg zur Schule zurücklegen, so werden die heutigen Schulkinder nur allzu häufig bis auf den letzten Meter vor das Schultor kutschiert – und statt schwerer Ranzen zu tragen, ziehen sie Rollkoffer hinter sich her. Die Konsequenzen sind klar – nicht nur, dass der Schulweg folglich mit wenigen Erlebnissen bespickt ist, werden „auf diesem Weg“ weder Knochen noch Muskulatur gestärkt. Dieses Verhalten kommt nicht von ungefähr. Vermeintlich wissenschaftliche Empfehlungen und sogar das Deutsche Institut für Normierung (DIN –NORM 58124) warnen Eltern vor zu schweren nicht ergonomisch getragener Schulranzen. Demnach soll das Ranzen-Gewicht nicht mehr als zehn Prozent des Körpergewichts wiegen dürfen.
Dem gilt Einhalt zu gebieten! Denn nicht schwere Schulranzen schaden der Wirbelsäule, sondern das stundenlange Sitzen unserer Kinder in der Schule.
Inzwischen zeigen neuere Studien, dass das höhere Ranzen-Gewicht (z.B. Studie der Universität des Saarlandes 2008 mit 60 sieben- bis achtjährigen Grundschulkindern die, um einen anspruchsvollen Schulweg zu simulieren, einen Hindernisparcour bestreiten mussten) den Körper und vor allem den Rücken nicht nennenswert belasten. Erst bei einer Überschreitung des oben erwähnten Sollwerts um 200 Prozent zeigten sich überhaupt nennenswerte Aktivitäten in der Rumpfmuskulatur, was bedeutet, dass ein kurzfristig getragener schwerer Schulranzen die Wirbelsäule nicht schädigt. Die Wissenschaftler stellten zusätzlich sogar fest, dass mit der erhöhten Aktivität der Rumpfmuskulatur die Bauch- und Rückenmuskulatur bewegungsarmer Kinder sogar trainiert und gestärkt werden – die Wirbelsäule selbst dadurch aber entlastet wird, anstatt sie zu schädigen. Ein sehr erstrebenswerter Effekt, da sich bereits 50 Prozent aller Kinder nicht dauerhaft gerade halten können. Das lange Sitzen an der Schulbank, stoppt frühzeitig das Wirbelkörper-Wachstum, was schlussendlich zur Entwicklung eines Rundrückens führen kann. Selbst für Erwachsene weiß man zwischenzeitlich, dass sitzende Tätigkeit von mehr als 20 Minuten am Stück bereits messbar, negative Auswirkungen auf den Rücken haben kann.
Da stellt sich die Frage, wie das Deutsche Institut für Normierung und folglich Ärzte, Krankenkassen und andere Gesundheitsaufklärer zu dieser Irrsinnigen Empfehlung kommen, das Ranzen-Gewicht dürfte nur zehn Prozent betragen. Mit dem Wissen darüber, dass die DIN NORM 58124 aus der Zeit vor dem Ersten Weltkrieg stammt, und auf der Grundlage basiert, dass es zu keiner muskulären Ermüdung bei Rekruten-Langzeit-Märschen mit schweren Tornistern ab 20 Kilometer Länge basiert, wird verständlich wo der Ursprung liegt – und auch, dass diese Empfehlung für Schulkinder nicht geeignet ist.
Die Evolution hat nicht vorgesehen, dass Kinder der Jäger und Sammler von damals heute stundenlang die Schulbank drücken müssen und davor mit dem Auto dorthin kutschiert werden – also ist es unsere Verantwortung hier adäquate Vorsorge zu tragen.
Richtiges Schonen bedeutet also mehr und intensiver bewegen! Lasst den Kindern ihren natürlichen Bewegungsdrang und holt sie vom Fernsehen und der Playstation weg, mit Erlebnissen und Erfahrungen in der realen Welt.
zurück